eine kleine Geschichtsstunde
Der Bezirk (bis dahin die zu Berlin gehörende Feldmark) entstand 1920 als Verwaltungsbezirk 4,
Prenzlauer Tor, der neuen Stadtgemeinde Berlin mit etwa 310.000 Einwohnern. Der Name dieses Bezirks
wurde 1921 in die heutige Bezeichnung geändert. Gegenwärtig wohnen hier etwa 147.710 Bürger (Stand:
31.8.1994) auf einer Fläche von 10,9 Quadratkilometern. Der Bezirk zählt 192 Straßen und Plätze.
Schwedter Straße
Die Struktur des Straßennetzes wurde bestimmt von der Planungsarbeit des damaligen Regierungsbaumeisters
James Hobrecht (1825-1902), der entlang der vorhandenen Radialstraßen von Berlin in den Norden und
Nordosten in einem Raster sich rechtwinklig schneidender Straßenzüge das Netz festlegte. Dieser
Bebauungsplan wurde 1862 veröffentlicht. Die projektierten Straßen wurden mit einer Ziffer versehen, die
vorgesehenen Plätze mit einem Buchstaben, und das Gebiet des heutigen Bezirks wurde unterteilt in die
Abteilungen XI, XII und XIII1. Mit der Entstehung dieser geplanten Straßen und der damit verbundenen
Bebauung der Flächen mit Wohnquartieren oder Betrieben zur Versorgung der Stadt erhielten die Straßen
und Plätze ihre Namen.
Oderberger Straße
So entstand nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 das Französische Viertel zwischen Schönhauser
und Prenzlauer Allee mit Ortsnamen aus Frankreich, wie Straßburg, Metz, Wörth, Mülhausen, Kolmar u.a.,
oder an teilnehmende preußische Generäle erinnernd, wie Fransecky und Tresckow, jetzt Sredzki- und
Knaackstraße.
Nördlich des seit 1822 bestehenden Kommunikationsweges, ab 1874 Danziger Straße, vergab man in den
neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts vorrangig Personennamen. So wurde des Archäologen Heinrich
Schliemann, des Physiologen Hermann Helmholtz, des Juristen Heinrich von Gneist, des langjährigen
Bürgermeisters Hermann Duncker und des Erfinders der Lithographie Aloys Senefelder gedacht.
Weißenburger Straße
Die nach der Jahrhundertwende angelegten Straßen ließen das Nordische Viertel an der Bornholmer Straße
entstehen, mit Finnländischen Straße, Gotlandstraße, Malmöer Straße, aber auch mit Straßennamen, die an
den dänischen Dichter Anderson, den norwegischen Dichter Björnson und den norwegischen Schriftsteller
Ibsen erinnerten. An der Greifswalder Straße wuchs südlich der S-Bahn um 1911 das Ostpreußenviertel,
dessen Straßen sich auf die Orte dieses früheren Teils von Preußen bezogen. Die Namen wie Bartenstein,
Goldap, Gumbinnen, Rastenburg u.a. wurden 1974 in einer Aktion durchgängig durch Namen und Personen
ersetzt, die als Gegner des Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 ihr Leben ließen. Analog trifft
das auch für das ehemalige Westpreußenviertel zwischen dem Friedrichshain und der S-Bahn zu; hier wurden
die Straßen um 1904/06 nach Deutsch-Krone, Schneidermühl, Schönlamke und anderen Orten bezeichnet. 1974
wurden insgesamt 18 Straßen umbenannt.
Nach dem Ersten Weltkrig wurden nordöstlich des Bahnhofs Landsberger Allee Straßen vorwiegend mit Namen
aus der Flora benannt, wie Maiglöckchen, Schneeglöckchen u.a.
Winsstraße
1931 erhielten die neu entstandenen Straßen zwischen der S-Bahn und der Ostseestraße Namen von
Gewerkschaftsführern, wie Robert Dißmann, Martin Segitz, Adam Drunsel u.a. Diese Namen wurden bereits
1933 wieder beseitigt und dafür Ortsnamen von Schlachtorten aus dem Ersten Weltkrieg gewählt, wie
Langemarck, Flandern u.a. 1948 erfolgte die Umbenennung dieser Straßen vorwiegend nach Gegnern des
Nationalsozialismus, wie Otto Schieritz, Arthur Sodtke, Erich Küsel u.a. Damit haben diese Straßen
innerhalb von zwei Jahrzehnten drei verschiedene Namen erhalten. 1948 wurden insgesamt 15 Straßen
umbenannt.
Nach 1945 sind im Bezirk Prenzlauer Berg gegenüber anderen Bezirken nur wenige Straßen neu entstanden
und haben neue Namen bekommen, wie die Paul- Grasse-Straße (1953), Michelangelostraße und Einsteinstraße
(1964), Thomas-Mann-Straße und Heinrich-Eisler-Straße (1976), Wilhelm-Florian-Straße und
Franz-Dahlem-Straße (1984).
Im Bezirk wurden zwischen 1933 und 1945 16 Straßen und Plätze umbenannt. Von 1945 bis 1990 haben 47
Straßen und Plätze einen anderen Namen erhalten.
Eberswalder Straße
1992 erfolgte die Rückbenennung der Leninallee in Landsberger Allee. 1993 bekamen drei Straßen einen
anderen Namen. Die Franz-Dahlem-Straße heißt jetzt Ella-Kay-Straße, die Wilhelm-Florian-Straße wurde zur
Lilli-Hennoch-Straße und die Werneuchener Straße zur Margarete-Sommer-Straße. Zwei Straßen erhielten
ihre historischen Namen zurück: die Behmstraße und die Schivelbeiner Straße. Ein bisher unbenannter
Straßenabschnitt erhielt erstmals eine Bezeichnung: Diesterwegstraße. 1993 bekam auch der bis 1974
benannte Arnswalder Platz wieder seinen alten Namen, nachdem er fast zwanzig Jahre namenlos gewesen war.
1994 erfolgte die Rückbenennung der Wilhelm-Pieck-Straße in Torstraße.
Stargarder Straße